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Cybersecurity für Steuerberater: Die unterschätzten Gefahren und wie du dich schützen kannst

n einer digitalisierten Arbeitswelt ist das Risiko von Cyberangriffen omnipräsent und fordert von Kanzleien eine proaktive Sicherheitsstrategie.
13. November 2024 durch
Cybersecurity für Steuerberater: Die unterschätzten Gefahren und wie du dich schützen kannst
Firestorm Digital GmbH, Sebastian Thalhammer

In der modernen Steuerberatung wird die Cybersicherheit zunehmend zu einer entscheidenden Herausforderung. Hackerangriffe und Cyberkriminalität bedrohen den Schutz sensibler Mandantendaten, die Reputation der Kanzlei und die Existenzgrundlage vieler Steuerberater. 

In einem aufschlussreichen Interview mit Cybersecurity-Experten Steffen Müller, dem Gründer von Bridge Enterprises, werden nicht nur Mythen und Missverständnisse zu IT-Sicherheit und Datenschutz entlarvt, sondern auch wichtige Schritte erläutert, die Steuerberater ergreifen können, um ihre Kanzleien proaktiv abzusichern. 


Wichtige Themen und Kernpunkte im Bereich Cybersecurity für Steuerberater

  1. Missverständnisse und gängige Mythen in der IT-Sicherheit für Steuerberater
    Viele Steuerberater fühlen sich durch IT-Dienstleister oder regelmäßige Backups in falscher Sicherheit gewogen. Laut Steffen Müller sind typische Sicherheitsmaßnahmen oft unzureichend gegen die zunehmende Komplexität moderner Angriffe. Diese Maßnahmen, wie zum Beispiel das Vertrauen auf Backups oder Antivirenprogramme, können leicht umgangen werden. Kanzleien müssen ein ganzheitliches Risikomanagement integrieren, das neben technischen auch menschliche Schwachstellen abdeckt. Denn gerade die "Flucht ins Tooling", also die Vermehrung von Sicherheits-Tools ohne strategische Absicherung, kann eine trügerische Sicherheit schaffen, die letztlich die eigentlichen Gefahren ignoriert.
  2. Risikomanagement und individuelle Risikoanalyse
    Cybersicherheit beginnt mit dem Verstehen individueller Risiken. Jede Steuerberatungskanzlei hat je nach Mitarbeiteranzahl, Datenvolumen und Mandantenstruktur unterschiedliche Risikoprofile. Die Identifikation und Klassifizierung dieser Risiken ist der erste Schritt zu einer umfassenden Cybersecurity-Strategie. Müller hebt hervor, dass Cybersicherheit zunächst mit einer Risikoanalyse beginnt, bei der mögliche Szenarien durchgespielt werden – von Einbruchsszenarien in der Kanzlei über Phishing-Angriffe per E-Mail bis hin zu Hackerangriffen durch getarnte Dienstleister.
  3. Awareness-Training: Die Rolle des Mitarbeiters als Risikofaktor
    Mitarbeiter können unbeabsichtigt die größten Schwachstellen in der Cybersicherheit darstellen. Awareness-Trainings, die speziell auf die Bedürfnisse von Steuerberatern zugeschnitten sind, schärfen das Bewusstsein für Cyber-Bedrohungen wie Phishing-E-Mails oder Ransomware. Solche Trainings sollten regelmäßig durchgeführt werden, um Mitarbeiter im Umgang mit verdächtigen Nachrichten und ungewollten Zugriffen zu schulen. Laut Müller kann sogar ein einfacher Klick auf einen falschen Link eine Kanzlei lahmlegen, weshalb die Schulung und Sensibilisierung des Teams unverzichtbar sind.
  4. IT-Infrastruktur: Inhouse-Server oder Cloud?
    Die Frage, ob Daten in der Cloud oder auf eigenen Servern gespeichert werden sollen, ist auch unter Steuerberatern ein heiß diskutiertes Thema. Die Cloud bietet gewisse Vorteile, vor allem in Bezug auf die Aktualisierung und Wartung der Sicherheitsmaßnahmen durch externe Anbieter. Allerdings besteht bei einem Cloud-Ausfall ein größeres Risiko des Datenverlusts. Müller empfiehlt daher häufig eine hybride Lösung, bei der kritische Daten lokal gespeichert und weniger sensible Daten in die Cloud ausgelagert werden. Die Entscheidung hängt jedoch stets vom individuellen Sicherheitsbedarf der Kanzlei ab.
  5. Richtige Backup-Strategien und die Illusion der Sicherheit
    Der Glaube, dass ein einfaches Backup genügt, ist trügerisch. Müller erklärt, dass es oft vorkommt, dass auch Backup-Systeme bei einem Angriff mitverschlüsselt werden, wenn sie nicht auf einem separaten Netzwerk oder einem isolierten System laufen. Regelmäßige Tests und eine durchdachte Backup-Strategie, die auf mehreren getrennten Ebenen arbeitet, sind essenziell, um im Ernstfall tatsächlich auf eine Wiederherstellungsmöglichkeit zurückgreifen zu können.
  6. Reale Angriffsszenarien und ihre Prävention
    Cyberangriffe auf Steuerkanzleien sind keineswegs selten. Ob durch Phishing, gefälschte E-Mails oder durch Manipulation der Mitarbeiter – die häufigsten Angriffe zielen auf den „Schwachpunkt Mensch“ ab. Zero-Trust-Strategien, die Vertrauen nur auf Basis spezifischer Sicherheitsmaßnahmen gewähren, können hier Abhilfe schaffen. Diese Strategie minimiert das Risiko von Angriffen, indem sie die Zugriffsrechte von internen und externen Akteuren strikt regelt.
  7. Zukünftige Bedrohungen: Künstliche Intelligenz und Deepfake-Technologien
    Mit der Entwicklung neuer Technologien wie KI-gestütztem Hacking oder Deepfake-Attacken stehen Steuerberater vor zusätzlichen Herausforderungen. Die Fähigkeit von KI-Systemen, Stimmen zu imitieren oder überzeugende Fälschungen zu erstellen, macht gezielte Angriffe immer gefährlicher. Ein prominentes Beispiel ist der Missbrauch von Deepfake-Technologien, bei dem eine Stimme gefälscht wird, um die Assistentin eines Geschäftsführers zur Überweisung großer Summen zu bewegen.
  8. Proaktiver Schutz und kontinuierliche Sicherheitsmaßnahmen
    Cybersecurity ist keine einmalige Angelegenheit, sondern ein fortlaufender Prozess. Kanzleien sollten eine regelmäßige Risikobewertung durchführen und ihre Mitarbeiter kontinuierlich schulen, um neue Bedrohungen zu erkennen und darauf zu reagieren. Ein aktiver Schutz ist notwendig, um den wachsenden Bedrohungen durch Cyberkriminelle voraus zu sein und die Datensicherheit zu gewährleisten.

Key Learnings zur Cybersicherheit in der Steuerberatung

  • Sensibilisierung ist der erste Schritt – Ohne Awareness-Trainings sind technische Maßnahmen oft wirkungslos, da die größte Schwachstelle weiterhin der Mensch bleibt.
  • Individuelle Risiken erkennen – Eine Risikoanalyse, die spezifische Schwachstellen und Angriffsvektoren identifiziert, ist die Grundlage für eine wirksame Cybersicherheits-Strategie.
  • Hybrid-Lösungen bei der Datenspeicherung – Die Kombination von Cloud und lokaler Speicherung sorgt für optimierte Sicherheit bei gleichzeitigem Zugriffsschutz.
  • Zero-Trust-Strategie umsetzen – Vertrauen ist in der Cybersicherheit ein gefährliches Konzept. Besser ist es, stets von potenziellen Risiken auszugehen.
  • Regelmäßige Backup-Tests – Eine vollständige Sicherung der Daten sollte in regelmäßigen Abständen überprüft werden, um im Ernstfall auf eine funktionierende Wiederherstellung vertrauen zu können.
  • Fortlaufender Schutz – Die Implementierung einer nachhaltigen und zukunftssicheren Cybersicherheitsstrategie ist ein kontinuierlicher Prozess, der regelmäßige Anpassungen an neue Bedrohungen erfordert.

Ressourcen und weiterführende Links zur Cybersicherheit für Steuerberater

  • ISO 27001 und ISO 62443 – Diese Normen bilden eine solide Basis für Sicherheitsstandards in Unternehmen und können auch für Steuerkanzleien adaptierbar sein.
  • Awareness-Trainings – Anbieter wie Bridge Enterprises bieten spezialisierte Trainingsprogramme, die Steuerberater und ihre Teams für Cyber-Bedrohungen sensibilisieren.
  • Bridge Enterprises – Steffen Müllers Unternehmen ist auf Cybersecurity-Analysen und Risikomanagement spezialisiert und bietet maßgeschneiderte Lösungen für Steuerkanzleien an.
  • DATEV Cloud und IT-Dienstleistungen – DATEV bietet für Steuerberater Cloud-Lösungen an, die jedoch in ein umfassendes Sicherheitskonzept integriert werden sollten.
  • Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) – Das BSI stellt unter anderem den IT-Grundschutz-Katalog bereit, eine Sammlung von Maßnahmen, die die IT-Sicherheit erhöhen.

Fazit und abschließende Gedanken

Cybersicherheit für Steuerberater ist längst kein Randthema mehr, sondern sollte zu einem festen Bestandteil der Kanzleiorganisation gehören. In einer digitalisierten Arbeitswelt ist das Risiko von Cyberangriffen omnipräsent und fordert von Kanzleien eine proaktive Sicherheitsstrategie. Ein umfassender Ansatz, der neben technischer Absicherung auch die menschliche Komponente berücksichtigt, ist unerlässlich. Indem du kontinuierlich Risiken evaluierst, deine Mitarbeiter schulst und gezielte Schutzmaßnahmen implementierst, kannst du nicht nur sensible Mandantendaten schützen, sondern auch das Vertrauen deiner Mandanten bewahren. Mit der richtigen Cybersicherheitsstrategie stellst du sicher, dass deine Kanzlei auch in einer immer digitaler werdenden Zukunft optimal geschützt ist.

 

Cybersecurity für Steuerberater: Die unterschätzten Gefahren und wie du dich schützen kannst
Firestorm Digital GmbH, Sebastian Thalhammer 13. November 2024
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